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Wir machen keinen Urlaub - wir reisen!

Einmal im Leben auf Weltreise gehen - das ist der Traum vieler Menschen. Ursula Forster und Oskar Lehner leben genau diesen Traum. Mit ihrem WorldCruiser 1, einem von Tom's Fahrzeugtechnik zum Expeditionsmobil ausgebauten Toyota Land Cruiser HZJ 78, sind sie seit beinahe zehn Jahren unterwegs - von Feuerland nach Alaska, durch die Vulkanlandschaften Islands und auf der Seidenstraße bis nach Südostasien.


189.755 km haben die beiden bereits zurückgelegt. Und dennoch bleibt ihre Reiselust ungestillt. Nach einer kurzen Verschnaufpause, soll es ab 2026 für zwei Jahre durch Afrika gehen. 

Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

Die Philosophie der beiden ist einfach: „Gemeinsam wollen wir die Welt in ihrer Vielfalt kennenlernen, in Bezug auf Landschaften, Menschen, Kulturen, Religionen, Lebensweisen, Sprachen, Speisen, Düfte…“. 


Wer solange auf Reisen ist, sammelt unweigerlich eine Fülle an Erfahrungen. Wir freuen uns, dass Ursula und Oskar ihre unvergesslichen Erlebnisse hier mit uns teilen:


  1. Oskar, du hattest ein sehr bewegtes Berufsleben. Du warst 23 Jahre bei den Vereinten Nationen, der OSZE und der EU in Konfliktländern im Einsatz - von Wahlbeobachtungsmissionen in Sierra Leone, Pakistan und Nigeria bis hin zur Arbeit für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in Kirgistan, Afghanistan und Somalia. Welche Erfahrungen haben dich maßgeblich beeinflusst? 


Oskar: Durch meine Arbeit in diesen Ländern habe ich vor allem die Offenheit für fremde Kulturen gelernt und das Verständnis, dass das, was uns fremd ist, dort die Normalität sein kann. Außerdem habe ich bei den Einsätzen in Konfliktländern gelernt, Risiken realistisch einzuschätzen, heil durch kritische Situationen zu kommen, und insbesondere, wie ich Gefahren vermeide.



  1. Manch einer würde meinen, du hast in deinem Beruf genügend Abenteuer erlebt. Wann ist der Plan gereift auf Weltreise zu gehen?


Oskar: Abenteuer hatte ich während meiner beruflichen Tätigkeit tatsächlich genug! Die Idee für eine Reise um die Welt hatte ich aber schon in meiner Jugend. Der Traum wurde durch einen ausgezeichneten Geographielehrer im Gymnasium geweckt, der uns die Panamericana so farbenprächtig und interessant schilderte, dass ich mir sagte: Die musst du einmal selber fahren! Irgendwie hat es dann aber nach dem Studium nie geklappt und so begann ich vier Jahre vor meiner Pensionierung mit der Planung: Auto auswählen, in großen Zügen die Route um die Welt planen, Verschiffung und Versicherungen organisieren, Ausrüstung aussuchen, Geld ansparen, Reiseberichte von anderen Reisenden lesen…


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Für eine solch ausgedehnte Reise braucht es einer guten Vorbereitung. Was war euch bei der Fahrzeugwahl besonders wichtig?


Oskar: Bei der UNO bin ich im Feld fast immer Toyota gefahren. Daher hatte ich schon einen Bezug zum Land Cruiser und wusste, dass er ein sehr robustes Fahrzeug ist. Während der Einsätze habe ich aber auch gelernt, wie wichtig es ist, ein Auto mit einer weltweit funktionierenden Ersatzteil-Logistik zu haben. 


Für eine Reise um die Welt, ist die Wahl des richtigen Autos immer etwas Heikles. Die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es auch bei Geländewagen nicht. Jeder muss für sich selbst den richtigen Kompromiss zwischen Platz & Komfort einerseits und Beweglichkeit & Geschwindigkeit andererseits finden. Je größer das Fahrzeug - sagen wir in Richtung großer Camper oder sogar LKW - umso mehr Komfort hat man natürlich, aber umso unbeweglicher wird man auch. Viele enge Gebirgsstraßen, herausfordernde Offroad-Strecken oder enge Gassen in historischen Städten bleiben einem dann verschlossen. Das Auto von einem Kontinent zum anderen zu verschiffen wird ebenfalls schwieriger, und vor allem teurer. Für mich war die Entscheidung klar: Ich wollte ein Auto, das kompakt genug ist, um in einen High-Cube Container zu passen und robust genug, damit ich damit auch in den letzten Winkel der Erde fahren kann.


Außerdem habe ich gelernt, dass ein einfaches Auto mit einem Minimum an Elektronik, am besten ist. Um es etwas übertrieben zu sagen: Ich wollte ein Auto, das jeder Provinzmechaniker im hintersten Dorf noch reparieren kann. Ein Beispiel: Einmal ist mir in Bolivien in den Bergen beim linken hinteren Stoßdämpfer eine Gummimuffe kaputt gegangen. Der Mechaniker eines Landwirtschaftsbetriebs in einem kleinen Dorf hat mir aus einem Gummiblock eine neue Muffe gefräst und nach 30 Minuten konnten wir weiterfahren. 


Wichtig ist auch, dass der Motor mit der oft deutlich schlechteren Treibstoff-Qualität in den Ländern der Dritten Welt zurechtkommt, vor allem in großer Höhe. All das hat mich vor 10 Jahren dazu bewogen, dem Toyota Land Cruiser HZJ 78 mein Vertrauen zu schenken. Er ist nicht der schnellste, stärkste oder modernste, aber genau der Richtige für die Art von Reisen, die uns vorschwebt. 


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Beim Reisen in einem Expeditionsfahrzeug liegt einem die Welt zu Füßen. Der fahrbare Untersatz ist gleichermaßen Fortbewegungsmittel als auch trautes Heim. Wie organisiert ihr euer Leben auf vier Quadratmetern?


Ursula & Oskar: Unsere vier Quadratmeter sind tatsächlich etwas eng. Wenn das Wetter schön ist, dann sind wir ohnehin draußen, klappen den Camping-Tisch auf und haben genug Platz. Bei Schlechtwetter oder wenn es kalt ist, wird es schwieriger. Wenn Ursula unten kocht, liege ich oben im Dachzelt. Wenn ich am Laptop arbeite, ist es umgekehrt. Man muss schon gut zusammenpassen und darf sich nicht auf die Nerven gehen. Es ist manchmal ein Test für die Beziehung, weil wir ja monatelang auf engstem Raum zusammen leben und uns immer abstimmen müssen, was wir (gemeinsam) tun.


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Wer so reist wie ihr hat oft das Glück an wunderschönen Orten aufzuwachen. Welche Schlafplätze sind euch besonders in Erinnerung geblieben? 


Ursula & Oskar: Wir haben an vielen herausragenden Plätzen übernachtet. Am schönsten ist es natürlich, wenn wir irgendwo einsam stehen. Wunderschön war es in der Wüste im Iran und in der Mongolei unter einem prachtvollen Sternenhimmel. Toll war es auch vor verfallenen Burgen und Kirchen in Armenien und Georgien oder auf dem Hochplateau La Puna in Argentinien und in einsamen Buchten entlang der chilenischen Küste. Ein Platz ist uns besonders in Erinnerung: Die Übernachtung auf 4.000 m Höhe am Karakol-See am Pamir Highway in Tajikistan. 


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise
Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Die größten Abenteuer erlebt man abseits befestigter Straßen. Welcher war der abenteuerlichste Offroad-Track, den ihr bisher gefahren seid? 


Oskar: Wo immer es geht, versuchen wir interessante Offroad-Straßen zu befahren. In Europa haben wir leider nicht mehr viele davon. Ein tolles Erlebnis war die sechstägige Durchquerung der Dasht-e-Kavir und der Rig-e-Jin Wüste im Iran, wo wir abseits der Pisten quer durch die Dünenlandschaft gefahren sind. Besonders toll war auch die völlig einsame Region La Puna in Nord-Argentinien, wo ich mit dem Auto auf bis über 5.000 Meter hinauf bin, und die Lagunen-Route in Süd-Bolivien. Der Auspuff hat zwar ziemlich geraucht, aber unser HZJ78 hat auch in dieser Höhe trotz schlechtem Diesel und in schwierigem Gelände tadellos funktioniert. Weitere tolle Erlebnisse waren die Offroad-Pisten in Island, die Befahrung des Pamir Highways und die 2.000 km durch die Wüste Gobi.


Bei längeren Wüstendurchquerungen nehmen wir uns aus Sicherheitsgründen üblicherweise einen einheimischen Guide, der uns in einem zweiten Fahrzeug vorausfährt. Abenteuerlich war die Offroad-Strecke über den Steel Pass im Death Valley, USA. Wie wir später in einem Offroad-Buch lasen, war es eine Kategorie 3 Strecke. Die Amerikaner haben so ein Art Bewertung, wie bei den Kletterrouten. Ab Kategorie 4 wird empfohlen ein Schweißgerät und einen Generator mitzunehmen.


Toll war auch die Fahrt in Argentinien von der Ortschaft Famatina zur Mina Mexicana auf 5.000 m. Da fuhren wir streckenweise in einem Bachbett den Berg hinauf. Das war dann schon heftig abenteuerlich. Ich hatte einen Einheimischen neben mir sitzen, der mir die Spur zeigte.



  1. Keine Reise läuft komplett rund, aber Missgeschicke können unvergessliche Erinnerungen formen. Was ist bei euch schief gelaufen und was habt ihr daraus gelernt?


Oskar & Ursula: So ein richtiges Missgeschick hatten wir glücklicherweise bisher nicht. Grenzübergänge sind manchmal etwas problematisch. Der Schlimmste passierte uns bei der Ausreise aus Russland nach Kasachstan. Ich hatte im Seitenfach der Autotür ein großes Bowie-Messer und wurde wegen des Vorwurfs, eine verbotene Waffe zu besitzen, vier Stunden von der Kriminalpolizei verhört. Letztendlich ließ man uns aber dann doch ausreisen. Seither bereiten wir uns auf jeden Grenzübergang besser vor.


Ursprünglich hatten wir noch ein E-Bike mit. Dieses war allerdings eher ein Hindernis. Eines Tages sind wir in Bolivien durch tiefen Morast gefahren und der Fahrradträger, der sich wie ein Anker im Schlamm festhakte, wurde abgerissen. Das Fahrrad, dass mit einer Kette am Fahrzeug gesichert war, wurde dabei zerstört. War wohl keine so gute Idee…


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Ihr reist nicht ‚Vollzeit‘, sondern kehrt gelegentlich für Ruhepausen nach Österreich zurück. Hilft euch das immer wieder neue Kraft zu schöpfen?


Oskar & Ursula: Das längste, was wir in einem Stück gemeinsam gefahren sind, waren elf Monate, meist sind es aber nur sieben oder acht Monate. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man nach so vielen Monaten ziemlich müde ist - wir sind ja schon 69 bzw. 59 Jahre alt. Wir stellen dann nach so einer Etappe das Auto an einem sicheren Ort ab, machen eine Pause, fliegen heim und fahren dann nach ein paar Monaten wieder weiter. Es hetzt uns ja nichts. Meist folgen wir damit dem Lauf der Jahreszeiten, auf die man in manchen Teilen der Welt schauen muss. Im Winter zu fahren, das tun wir uns nicht an.


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Ab 2026 geht es nach Afrika. Worauf freut ihr euch besonders?


Oskar & Ursula: Jeder Kontinent hat so seine Besonderheiten. Lateinamerika bietet Berge, Geschichte, alte Städte. In Nordamerika waren es die riesigen Wälder und einzigartigen Nationalparks. In Asien die hohen Berge und ausgedehnten Ebenen und Wüsten. Bei Afrika freuen wir uns schon besonders auf die Fauna. Anders als im Dschungel des Amazonas, wo man vor lauter Bäumen die Tiere nicht sieht, sind wir schon auf viele interessante Tierbegegnungen in der afrikanischen Savanne gespannt.

Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Gab es Probleme mit dem Auto? Bist du ein geschickter Mechaniker?


Oskar: Ich kenne mich als Jurist nicht sonderlich mit Autos aus. Darum habe ich ein Auto gesucht, das verlässlich ist und überall repariert werden kann. Wir sind tatsächlich bisher nie irgendwo hängen geblieben. Wenn es irgendwo kleinere Probleme gab, haben wir einfach Tom kontaktiert und er hat uns binnen weniger Stunden geantwortet und meist eine Lösung gewusst. Einige kleinere Reparaturen haben wir von lokalen Werkstätten durchführen lassen.


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

  1. Zu guter Letzt: Habt ihr hilfreiche Tipps für Leute, die mit der Entscheidung ringen auf große Reise zu gehen? Braucht es mehr als „den Mut aufzubrechen und loszufahren?


Ursula & Oskar: Unser Tipp ist, es sich tatsächlich einfach zu trauen. Es ist leichter als man denkt und nach und nach wächst man mit der Aufgabe. Das Schwierigste für uns war tatsächlich das Losfahren. Viele unserer Freude haben uns vor den drohenden Gefahren und Schwierigkeiten gewarnt und überall Probleme gesehen. Einmal losgefahren, muss man einfach nur einen Schritt nach dem anderen setzen. Im Wesentlichen planen wir nur die nächsten zwei bis vier Wochen voraus. 


Eines sollte einem aber bewusst sein: So eine Reise ist keineswegs „Urlaub“. Reisen ist auch mal anstrengend, denn es steckt viel Arbeit im Sinne von Recherche, Planung, Organisation und Nachbereitung dahinter. Rückblickend haben wir viele Dinge erst in der Praxis lernen müssen: Welche Navigations-Apps sind die besten? Wie finden wir einen sicheren Schlafplatz? Wie gehen wir mit Behörden um, usw.? 


Ein Tipp vielleicht noch: Sprachkenntnisse sind ein großer Vorteil. Spricht man die Sprache des Landes oder eine, die dort als Zweitsprache gesprochen wird, dann ist alles viel leichter. 


Ursula Forster & Oskar Lehner auf Weltreise

Wer noch mehr über Ursulas und Oskars Reisen lesen möchte, findet auf ihrer Website eine große Auswahl an Berichten und Bildern. 



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